Die Psychologie der Propaganda

Man muss sich nicht damit abfinden, was der Souverän für richtig hält. Man kann ihn manipulieren, man kann ihm einreden, was er denken soll. Propaganda richtet sich nicht an den Verstand, sondern an das Gefühl. Es sind die Emotionen, die die Welt verändern.

Dürfen 24, 2022 - 23:42
Nov 17, 2022 - 22:22
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Die Psychologie der Propaganda

Schon immer haben die organisierten Massen eine wichtige Rolle im Völkerleben gespielt. Noch nie aber in so hohem Masse wie heute. Ein wesentliches Merkmal der Gegenwart ist, dass an die Stelle der bewussten Tätigkeit des Individuums eine unbewusste Massenwirksamkeit tritt. So wie unsere Gesellschaft heute organisiert ist, kann ein grösseres Vorhaben ohne öffentliche Zustimmung nicht gelingen. Darum ist eine gute Reputation für die Lenker in Politik und Wirtschaft immens wichtig. Denn die Reputation – das positive Vorurteil – wird von unten nach oben vergeben und nie umgekehrt. Auch eine lobenswerte Unternehmung ist zum Scheitern verurteilt, wenn sie sich der Öffentlichkeit nicht mitteilt. Darum gibt es einige Menschen, die es vorziehen im Hintergrund die Fäden zu ziehen nur um nicht ein positives Vorurteil – eine gute Reputation – haben zu müssen. Die Menschen werden grundsätzlich von Ideen, Gefühlen und Gewohnheiten geleitet. Folglich von Dingen, die in uns selbst und emotional aufgeladen sind. Daher finden sich die Lenker der Wirtschaft und Politk nicht damit ab, was das Volk, der Souverän, für richtig hält. Die „Volksvertreter“ meinen, sie agieren rational und überlegt obschon längst bewiesen ist, dass eine Entscheidung emotional getroffen wird. Das Volk ist manipulierbar, denn man kann ihnen einreden, was sie denken sollen. Dabei wird häufig Suggestion angewandt. Dabei ist die Methode Propaganda vom Grundsatz her nicht verwerflich. Zu Beginn dieser erfolgreichen Technik der Manipulation standen gute Vorsätze. Doch wie häufig zu beobachten, finden erfolgreiche Konzepte auch bei Menschen mit niederen Motiven den Weg zur Umsetzung.

The Show must go on

Unzählige TV-Shows und Prominente zeigen jeden Abend, was gerade aktuell und dem Trend entspricht. Propaganda richtet sich nicht an den Verstand, sondern an das Gefühl. Die Konsumenten solcher Unterhaltungssendungen identifizieren sich mit den Stars und Sternchen – sie fühlen mit ihnen. Es sind die Emotionen, die die Welt verändern. „Die Kompliziertheit der sozialen Tatsachen ist eine solche, dass man sie nicht in ihrer Gesamtheit umfassen und die Wirkungen ihrer wechselseitigen Beeinflussung voraussagen kann.“ so eine Aussage von Gustave Le Bon. Dabei ist erschreckenderweise zu bemerken, dass in der Mehrzahl ihrer Handlungen die Massen zumeist eine unwahrscheinlich niedrige geistige Haltung zeigen. Doch in anderen Handlungen scheinen diese von geheimnisvollen Kräften geleitet, welche die einmal als Schicksal, Natur oder Vorsehung genannt wurden, die wir die Stimmen der Toten nennen. Deren Macht können wir nicht uns nicht entziehen, so unbekannt uns auch ihr Wesen ist. Es gibt keine Zweifel: Die Massen wirken stets unbewusst, aber dieses Unbewusste selbst ist vielleicht eines der Geheimnisse ihrer Kraft. In allen unseren Handlungen ist der Anteil des Unbewussten ungeheuer, jener der Vernunft sehr klein. Das Unbewusste wirkt wie eine noch unbekannte Kraft (Gustave Le Bon).

Die Masse

Die grossen Ereignisse, wie der Fall des Römischen Reiches und die Begründung der Araber-Herrschaft, welche den Kulturveränderungen vorangehen, scheinen auf den ersten Blick besonders durch bedeutsame politische Veränderungen bestimmt zu sein: nämlich durch Völkerinvasionen oder durch den Sturz von Dynastien. Eine genauere Betrachtung dieser Ereignisse zeigt aber, dass sich zumeist hinter deren scheinbaren Ursachen als wirkliche Ursache eine tiefgehende Modifikation in den Ideen der Völker findet. Nicht jene, die uns durch ihre Grösse und Heftigkeit verwundern, sind die wahren historischen Erschütterungen denn diese werden nur als historische Gegebenheit aufgezeichnet. Die einzigen grossen Veränderungen die von Bedeutung sind – sind jene, aus welchen die Erneuerung der Kulturen entspringt. Sie vollziehen sich auf dem Gebiet der Ideen, der Gedanken und Überzeugungen. Die bemerkenswerten Ereignisse der Geschichte sind die sichtbaren Wirkungen der unsichtbaren Veränderungen des menschlichen Denkens. „Wenn diese grossen Ereignisse so selten stattfinden, so hat das seinen Grund darin, dass es nichts Stabileres in einer Rasse gibt, als das Erbgut ihrer Gedanken“ schreibt Gustave Le Bon hierzu in seinem Buch Psychologie der Massen. Das aktuelle Zeitalter bedeutet einen jener kritischen Momente, in denen das menschliche Denken im Begriffe ist, sich umzubilden.

Der Terrorismus und die Propaganda

Der Terrorismus lebt vor allem von der Propaganda. Die wirkliche Macht und der Einfluss sind schwer überprüfbar. Zum Beispiel die Taliban: Sie versuchen den Eindruck zu erwecken, sie seien wieder zur entscheidenden Macht in Afghanistan geworden. Bei jeder Entführung, bei jedem Attentat übernehmen sie sofort die Verantwortung. So wirken sie fast omnipräsent. Das zielt raffiniert auf die westlichen Medien, die diese Nachrichten nicht überprüfen können (wer reist schon nach Afghanistan und fragt die Taliban) und so möglicherweise einen falschen Eindruck wiedergeben. Hierbei geht es nicht nicht mehr um etwas zu verkaufen, also Public Relations, es geht darum, mithilfe der Propaganda Angst zu schüren und so Politik zu machen. Dies führt zu einer Art Selbsthysterisierung in der Bevölkerung und lähmt die westliche Welt. Es mag hier jetzt ein wenig zynisch anmuten: Die Terroristen von al Qaida haben bisher global weniger Menschen getötet als in Deutschland jährlich ums Leben kommen im Autoverkehr. Die barbarischen Verbrechen geschehen vor allem für die Medien. Die Tat selbst ist die Propaganda.

Wie läuft also Propaganda

Wie wir oben gelernt haben, ist Propaganda im Grunde weder eine gute noch eine böse Art der Manipulation. Es ist eine Methode um Menschen zu beeinflussen. Das mag mit guter oder mit böser Absicht eingesetzt werden. Folglich ist es dem Ziel geschuldet, wie die Methode der Propaganda eingesetzt wird. Oder anders gesagt, wer diese Methode nutzt, derjenige gebraucht diese um sein gutes oder schlechtes Ziel zu erreichen. Doch wie genau läuft nun eine solche Propaganda ab? Schauen wir uns das an einem aktuellen Beispiel an: die Propaganda zur Beeinflussung der Massen beim Thema Impfen.

Ohne Ziel kein Treffer

Oberste Prämisse eines Projektes ist immer die Definition eines Zieles. Das Ziel gibt an, was erreicht werden will. Wer schon einmal ein Projekt – privat oder beruflich – umgesetzt hat, weiss, dass immer ein Ziel definiert wird. Denn ohne Ziel gibt es keinen Treffer. Man weiss also nie, ob man erreicht hat was beabsichtigt worden ist.

So könnte ein Ziel für das Impfen zum Beispiel lauten: „Ich will, dass die ganze Bevölkerung der Erde geimpft wird bis zum Ablauf eines Jahres.“ Ok, ich gebs zu. Das hat mal einer gesagt (Anmrk. des Redakteurs). Wie soll kommunikativ – sowohl Bild wie Text – dieses Ziel erreicht werden? Unter Einsatz von Propagandamethoden und weiterer Kommunikationstechniken. So werden PR-Agenturen beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, welches sowohl die visuelle wie auch textliche Kommunikation umsetzt und dabei jedes Mittel nutzt, um möglichst breit gestreut zu werden. Mittel sind in der heutigen digitalen Zeit enorm vielfältig. Da stehen TV, Radio, Internet, Soziale Medien, Zeitungen, Radio, Talkshows, Plakate, Beenflusser und so weiter zur Verfügung.

Nun werden für alle diese Mittel die Inhalte sowohl in visueller wie auch textlicher Form aufeinander abgestimmt. Die Kommunkativen Mittel werden so aufbereitet, dass die Botschaft einfach und sehr subtil übermittelt werden, sodass das Ziel erreicht werden kann. Als Resultat stehen dann überall, wo sich die Bevölkerung aufhält, Kontaktpunkte herum, welche die Botschaft - die visuell und textlich aufeinander abgestimmt sind – überträgt.

Integrierter Kommunikationskreislauf am aktuellen Beispiel Impfung

Kontaktpunkte sind alles Orte, wo wir als Betrachter auf ein Kommunikationsmittel stossen. Also beim Frühstück vielleicht beim Lesen der Zeitung und gleichzeitig dem Hören des Radios. Dabei nimmt der Mensch, obschon er grade die Zeitung liest, unbewusst eine Radiodurchsage auf. Die Botschaft dabei könnte lauten: „Ein gefährlicher Erreger geht um die Welt und es wird an einem Imfpstoff mit Hochtouren gearbeitet. Das Unterbewusstsein nimmt alles auf und filtert nicht was kommt. Noch hat sich dann keine klare Vorstellung im Gedächtnis gebildet, doch der Stein ist ins Rollen gebracht worden.

Integrierter Kommunikationskreislauf

Quelle: Thomas Kessler (2012)

Wir fahren zur Arbeit – sei das mit dem Auto, dem Zug oder der Strassenbahn. Wir begegnen im Autoradio, bei der Strassenbahn als Werbefläche oder einer Plakatstelle der visuellen oder auditiven Botschaft welche von der PR-Agentur aufbereitet wurde, überall. Bei der Arbeit machen wir eine kleine Recherche zu einem Produkt als Beispiel und es wird auch hier ein Banner eingeblendet auf einer Website, welches das bereits gesehene Bild (aus der Morgenzeitung, Plakat, Strassenbahn) wieder präsentiert. Die Botschaft nimmt mehr und mehr Gestalt an und wird konkreter. Vielleicht beginnt auch schon mal der Gedanke, dass man sich vielleicht doch impfen lassen müsste da ein sehr gefährlicher Erreger – hat es im Radio geheissen und eine Impfung sei der einzige Ausweg – um die Welt geht. Auf der Fahr nach Hause sehen wir dann noch eine Hauswand mit der Botschaft und die Gestalt „Gefährlicher Erreger und Impfung“ nimmt weiter konkretere Formen an. Doch wir haben weder den Erreger noch den Inhalt einer möglichen Impfung je gesehen. Die Botschaften, auf die wir bereits den ganzen Tag getroffen sind, lösen eine Emtion aus. Angst macht sich breit. Die Aufmerksamkeit zu diesem Thema erhöht sich immer mehr. Zuhause angekommen öffnen wir die Briefpost und sehen uns wiederum der Botschaft „Gefährlicher Erreger geht um die Welt einzige Lösung ist impfen“ ausgesetzt. Jetzt sind wir nicht mehr weiter nur Leser oder Hörer dieser Botschaft, wir sind Beteiligte, Betroffene. Wir schalten den Fernseher ein und die Nachrichten sprechen über die Bedrohung. Der Nachrichtenkanal wird allgemein als hoch vertraulich eingestuft und muss somit der Wahrheit entsprechen. Wir sind in Angst, kriegen Panik und unsere Bereitschaft zur Impfung erhöht sich. Da wir nun 5 Tage die Woche zur Arbeit fahren, eine Gewohnheit zugelegt haben am Morgen die Zeitung zu lesen und nebenbei das Radio zu hören, ist eine Dauerberieselung gegeben. Wir sind auf den Sozialen Medien unterwegs und begegnen der Botschaft weiterhin. Am Abend TV einschalten und Nachrichten sehen – wir sind maximal involviert. Maximal betroffen. Maximal beeinflusst worden durch Menschen, die wir nie gesehen haben, die wir nie sehen werden. Und wir glauben es weil wir dieser Gefahr und Wiederholung maximal ausgesetzt sind.